Internationale Alpwirtschaftstagungen

Anlässlich der Internationalen Alpwirtschaftstagung vom 29. Juni bis 1. Juli 2022 in Visp (CH) wurden die aktuellen Herausforderungen und Zukunftsperspektiven für die Alpwirtschaft im Alpenraum diskutiert. Die Tagung bot zudem die Gelegenheit, einheimische Produkte wie Cholera und Raclette du Valais AOP zu genießen und Alpbetriebe zu besichtigen.

Internationale Alpwirtschaftstagung 2024 in Brixen Südtirol

Vom 29. Juni bis 1. Juli 2022 fand in Visp die Internationale Alpwirtschaftstagung statt. Nachdem die ursprünglich im Jahr 2020 geplante Tagung wegen der Corona-Pandemie zweimal verschoben werden musste, freuten sich die Organisatoren und Teilnehmer umso mehr auf den diesjährigen Anlass. Über 350 Personen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, der Schweiz und weiteren Ländern nahmen an der Tagung teil.

 

Kulturelles Erbe von Weltrang

Die standortangepasste, traditionelle Alp- und Weidewirtschaft hat vielfältige Wirkungen weit über die Bereitstellung von landwirtschaftlichen Produkten und Dienstleistungen hinaus. Diese durch die landwirtschaftliche Nutzung entstandene Kulturlandschaft ist Erholungsraum für die Bevölkerung, Grundlage für den alpinen Tourismus und bietet Schutz vor Naturgefahren wie Lawinen und Murgängen. Sie ist Grundlage für eine hohe tierische und pflanzliche Artenvielfalt (Biodiversität) und leistet einen hohen Beitrag für den Artenschutz und die Erhaltung seltener Tierrassen. Die Teilnehmer der Tagung in Visp waren sich deshalb einig, dass die Sömmerung mit der traditionellen Stufenwirtschaft ein wertvolles kulturelles Erbe darstellt, welches es verdient, auf die Liste der UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen zu werden. Diese traditionelle Alp- und Weidewirtschaft ist jedoch auch einem sehr hohen Druck ausgesetzt. In Referaten und anlässlich einer Podiumsdiskussion wurden diese Herausforderungen und Lösungsansätze in Visp diskutiert.

 

Wassermanagement wird immer wichtiger

Der Klimawandel trifft gerade die sensiblen Ökosysteme im Gebirgsraum und damit die Alpwirtschaft sehr stark. Die außerordentliche Hitzewelle des Monats Juni führte in vielen Alpenregionen zu Wasserknappheit. Davon betroffen ist nicht nur die Landwirtschaft, sondern beispielweise auch die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser. Der Alpenraum weist eine lange Tradition im Umgang mit der Ressource Wasser auf, so etwa die als Suonen oder Bisses bezeichneten historischen Bewässerungskanäle im Wallis oder die Waale in Südtirol. Doch für die Bewältigung der zukünftigen Herausforderungen braucht es neue Ansätze. Dazu gehört u.a. ein integriertes Wassereinzugsgebiets-management, welches nicht vor Gemeinde- oder Ländergrenzen halt macht, sondern sich an den Einzugsgebieten der Gewässer orientiert. Zudem werden zusätzliche Investitionen in den Unterhalt und die Erneuerung der Wasserinfrastrukturen nötig sein. Die Digitalisierung kann dabei helfen, den Wasserverbrauch besser zu kontrollieren und steuern.

Ausbreitung der Großraubtiere gefährdet traditionelle Alpwirtschaft

Die exponentielle Ausbreitung der Wölfe stellt eine existentielle Gefährdung für die traditionelle Alpwirtschaft dar. Von dieser Ausbreitung der Wölfe ist der gesamte Alpenraum betroffen. Zählte man in der Schweiz im Jahr 2020 noch 100 Wölfe, so sind es nur zwei Jahre später bereits 150 Wölfe. In Frankreich wird der Bestand auf über 600 Exemplare geschätzt. Die Folgen für die Alpwirtschaft sind verheerend! Betroffen sind nicht nur die Landwirtschaftsbetriebe selbst, sondern auch der Tourismus und weitere Bereiche. Um weitere Schäden zu vermeiden, müssen die rechtlichen Rahmen-bedingungen angepasst werden. In der Schweiz laufen aktuell Bestrebungen in dieser Richtung. In Frankreich wird derweil versucht, den Wolfsbestand über präventive Abschüsse in Griff zu bekommen.

 

Gezielte Vermarktung alpwirtschaftlicher Produkte

Die Produkte und Dienstleistungen der Alpwirtschaft werden von den Konsumentinnen und Konsumenten sehr geschätzt. Es ist deshalb wichtig, dass sie auch entsprechend vermarktet werden. Herkunftszeichen wie AOP / IGP und die schweizerischen Berg- und Alpzeichen helfen den Konsumentinnen und Konsumenten in der Wahl ihrer Produkte. Derartige Regionalmarken funktionieren vor allem dann, wenn alle Akteure einer Region zusammenarbeiten. Das wurde an der Tagung deutlich aufgezeigt mit den Erfahrungen von Alpinavera und von La Cavagne (Vallée d’Illiez).

Ganz in diesem Sinne fand im Rahmen der Internationalen Alpwirtschaftstagung am zweiten Abend ein Bauernmarkt in Visp statt. Die angereisten Gäste wurden dabei mit Produkten der Walliser Berglandwirtschaft verköstigt. Dabei durfte eine Cholera ebenso wenig fehlen wie Walliser Trockenfleisch, Raclette du Valais AOP und Wein aus der Region. Die Tagungsteilnehmer besichtigten zudem die Moosalp und die Belalp und konnten sich so vor Ort mit den Spezifizitäten der Walliser Alpwirtschaft vertraut machen.

 

Resolution verabschiedet

Zum Abschluss der Tagung wurde eine Resolution verabschiedet. Die an der Tagung diskutierten Punkte betreffend UNESCO-Kandidatur, Umgang mit der Ressource Wasser und bessere Vermarktung alpwirtschaftlicher Produkte wurden darin aufgenommen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fordern zudem, dass die Anliegen der Alpwirtschaft von der Politik verstärkt berücksichtigt werden. Dies betrifft nicht nur die nationalen Politiken, sondern auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit.

Den vollen Wortlaut der Resolution lesen Sie unter www.alpwirtschaft.de

 

Für Rückfragen:

• Thomas Egger, OK-Präsident und Direktor Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete SAB, Tel 079 429 12 55

• Moritz Schwery, OK-Vizepräsident und Leiter Landwirtschaftszentrum Visp, Tel. 079 745 34 55

 

 

Resolution
IAT_Resolution.pdf
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